10 inspirierende Worte von Marshall Rosenberg
Marshall Rosenberg war der Gründer der Gewaltfreien Kommunikation. Er fand den Schlüssel zur Überwindung einer gewaltgeprägten Kultur in der Verbindung mit dem Gefühl und dem Bedürfnis in uns, die uns zeigen, was momentan in uns und in Anderen lebendig ist.
Dieser Schlüssel lässt erkennen, dass jeder Mensch im tiefsten Inneren von dem Wunsch geleitet ist, zur Bereicherung des Lebens beizutragen. Des eigenen und das jedes Anderen.
Und dass wir für unsere Gefühle selbst verantwortlich sind, die in uns entstehen als Folge erfüllter oder unerfüllter Bedürfnisse.
Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnisse lösen sich Urteile und Beurteilungen wie „richtig und falsch“, „gut und böse“ etc. in Luft auf und machen Platz für die subjektive Frage, ob etwas mit meinen Werten übereinstimmt und der Erfüllung meiner Bedürfnisse dient oder nicht.
In vielen wertvollen Aussagen hat M. Rosenberg diese Gedanken immer wieder zum Ausdruck gebracht.
Ich habe hier 10 davon zusammengestellt und eigene Gedanken dazu einfließen lassen.
#1: Das Fest Dankbarkeit
Das Ausdrücken von Dankbarkeit ist das schönste Fest, das das Leben erfunden hat
Beim Ausdrücken von Dankbarkeit findet wahrlich ein Fest statt, ein feierlicher Moment, der allen Beteiligten zu einem Wohlgefühl verhilft. Kennst Du dieses wunderbare Gefühl, wenn sich jemand bei Dir bedankt und DIr damit zeigt, wie sehr Du sein Leben bereichert hast? Gibt es etwas Schöneres?
Und jemand Anderem zu zeigen, wie sehr er Dein Leben bereichert hat? In dem Moment werden 2 Seelen Eins.
Und die „Nebenwirkung“? Dankbarkeit macht glücklich, gesund und erfolgreich.
#2. Alle Gefühle gehören zu Dir
Gefühle brauchen keine Berechtigung
Es gibt keine schlechten oder negative Gefühle. Denn das würde nur bedeuten, dass man sie schnellstens eliminieren sollte.
Es gibt unangenehme Gefühle, das sehr wohl. Und sie sind nur der mehr oder weniger sanfte Hinweis, dass unsere Bedürfnisse nicht erfüllt sind und Anstoß, uns mit unseren Bedürfnissen zu verbinden und die Schönheit dieser Bedürfnisse zu genießen (selbst dann, wenn sie nicht erfüllt sind. Das geht!).
Alle Gefühle, ob angenehme oder unangenehme, sind Ausdruck dessen, was im Moment in uns lebendig ist. Sie sind das Leben des jetzigen Moments.
#3. Empathie heilt
In dem Moment, in dem ich meine Aufmerksamkeit auf das richte, was der Andere fühlt und braucht, fühle ich mich schon besser
Wie das?
Ganz einfach: Solange ich glaube, der Andere wolle mir schaden oder mich verletzen, spüre ich meinen Ärger und meine Wut. In dem Moment, da ich erkenne, dass jemand Anderes handelt, weil er sich ein Bedürfnis erfüllen will, das sich nicht von meinen unterscheidet, wandelt sich der Ärger in Verständnis und Liebe.
Und hast Du Dich schon mal schlecht gefühlt, wenn Du in der Liebe warst?
#4. Dein Bedürfnis und mein Bedürfnis sind eins
Unsere Bedürfnisse können wir nie erfüllen auf Kosten Anderer
Warum nicht? Weil sich unser Bedürfnis nicht auf uns beschränkt. Bedürfnisse machen nicht bei Einem halt, sie sind universal.
Ein Bedürfnis nach Wertschätzung gilt für mich und für Dich. Wenn ich Wertschätzung erfahre und gleichzeitig erlebe, wie jemand anders ausgegrenzt wird, leidet mein Bedürfnis.
Mein Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme ist nur teilweise erfüllt, solange ich vor einem reich gedeckten Tisch sitze in dem Wissen, dass viele Menschen hungern.
Wenn die Erfüllung meiner Bedürfnisse gar nur möglich ist, indem ich Anderen die Erfüllung vorenthalte, wird sich nie das tief erfüllende Gefühl des befriedigten Bedürfnisses einstellen.
#5. Das Leben findet statt im Hier und Jetzt
Der erste Schritt zur Heilung ist, den Fokus auf das zu richten, was jetzt lebendig ist, und nicht auf das, was in der Vergangenheit passiert ist
Wenn ich auf das schaue, was in der Vergangenheit passiert ist, dann spüre ich vielleicht Ärger, Reue, Schuld. Ich werde es nicht schaffen, zu den Gefühlen zu kommen, die wirklich dahinter stehen, denn ich hänge in der Vergangenheit fest. Und diese lässt sich nun mal bei besten Willen nicht mehr beeinflussen. Selbst ein Chuck Norris wird das nicht schaffen.
Das Gleiche gilt für die Zukunft, die in uns Sorgen und Angst hervorruft. Auch sie entzieht sich der Veränderbarkeit, da sie gar nicht vorhanden ist.
Wenn ich zu den Gefühlen vordringe, die hinter der Angst, den Sorgen, dem Ärger, der Wut, der Schuld stehen, wenn ich somit im Jetzt ankomme, dann habe ich Heilungs-, weil Gestaltungsmöglichkeit.
#6. Niemand kann uns verletzten – außer wir
Gewalt kommt von dem Glauben, dass andere Menschen unsere Schmerzen verursachen und dafür Strafe verdienen
Der einzige Mensch, der uns wirklich verletzen kann, sind wir selbst. Unsere Interpretationen, unsere Gedanken, unsere Geschichten führen dazu zu glauben, der Andere wolle uns absichtlich oder unabsichtlich weh tun.
Nein, das kann er gar nicht (wenn wir nicht mitspielen): Der Schmerz entsteht in uns.
Zu akzeptieren, dass jeglicher Schmerz meiner ist, in mir entsteht, führt dazu, dass Gewalt und Strafe auf der Stelle aufhören.
#7. Höre auf die Worte hinter den Wörtern
Hinter einschüchternden Botschaften stehen einfach nur Menschen, die uns darauf aufmerksam machen wollen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen
Jeder Ausdruck von Gewalt, jeder Konflikt, jede zur Verletzung geeignete Äußerung ist im Eigentlichen Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses. Die Worte hinter den Worten zu hören, heißt, zu erkennen, dass auch hinter einschüchternden Botschaften sich ein Bedürfnis versteckt, das erfüllt werden will.
#8. Der Schlüssel zur Rettung der Welt
Unser Überleben als Spezies hängt an der Fähigkeit zu erkennen, das unser Wohlbefinden und das Wohlbefinden Anderer Ein und Dasselbe sind.
Aktueller und drängender denn je. Das Überleben unserer Spezies steht tatsächlich auf dem Spiel. Und „America First“ und ähnliche Parolen sind ganz sicher nicht dazu geeignet, dieses Spiel zu gewinnen.
Ändern wir die Spielregeln um in: „Du und ich sind WIR!“
#9. Es gibt keine gefährlichen Bedürfnisse
Je mehr wir Empathie haben für den Anderen, umso sicherer fühlen wir uns
Empathie für den Anderen gibt uns Antwort auf die Frage: Was ist gerade in ihm lebendig, welche Gefühle, welche Bedürfnisse sind da.
Und in dieser Antwort liegt die Erkenntnis: Unter der Oberfläche will uns der Andere nie und nimmer etwas Böses. Er kann es gar nicht, weil es dafür kein Bedürfnis gibt.
#10. Liebe ist alles. Alles ist Liebe
Liebe ist nicht nur etwas, was wir fühlen, sondern etwas, was wir manifestieren, was wir tun, was wir haben. Und Liebe ist etwas, was wir geben
Was ist Liebe? Ist Liebe ein Gefühl? Nein… oder nicht nur. Liebe ist weit mehr als das: Liebe ist unser innerstes Wesen, unser Wesenskern, unser umfassendes Sein. LIEBE ist alles.
10 Gedanken im Video zusammengefasst
Zum Schluss lass diese Gedanken noch einmal in dem folgenden Video auf Dich wirken.
Wenn Dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn gerne mit Deinen Freunden!
Welcher Gedanke berührt Dich am Meisten, welche Überlegungen hast Du dazu? Lass und daran teilhaben und schreibe darüber in einem Kommentar. Ich freue mich auf den Austausch.
Herzlich,
Peter
Hallo Peter,
vielen Dank für diesen Beitrag, er hat mich inspiriert.
Ich möchte zu #2 einen grossen Zweifel anmelden, der in mir hochkommt bei dem Satz:
Alle Gefühle, ob angenehme oder unangenehme, sind Ausdruck dessen, was im Moment in uns lebendig ist. Sie sind das Leben des jetzigen Moments.
Da sehe ich die eigene Verantwortung für die Gedanken nicht gegeben, die ja durch Be-Wertung (unabhängig ob „positiv“ oder „negativ“), Ver-Ur-Teilung, Selbstver-Ur-Teilung, Ur-Teile, Vergleiche usw. erst alle meine Gefühle entstehen lassen.
Dieser Satz suggeriert, Gefühle kämen von aussen in uns hinein, quasi aus „heiterem Himmel“.
Darin sehe ich den Grund für so manche Opferrolle.
Kannst du mit meinem Zweifel was anfangen?
Liebe Grüsse
Ursula
Liebe Ursula,
vielen Dank für Deine wertvolle Anmerkung die mir die Möglichkeit bietet für mehr Klarheit.
Ja, ich kann Deine Zweifel nachvollziehen, denn man kann den Satz durchaus so verstehen. Für mich suggeriert der Satz nicht unbedingt, dass Gefühle von außen herein kommen.
Ich stimme mit Dir überein, dass, wenn dem so wäre, ich tatsächlich Opfer meiner Gefühle wäre.
Ich denke sehr wohl, dass wir für unsere Gedanken, die die Gefühle ja hervorrufen, für unsere Gefühle und für unsere Bedürfnisse bzw. deren Erfüllung selbst verantwortlich sind.
Nun ist allerdings jedes unangenehme Gefühl Hinweis auf ein unerfülltes Bedürfnis und es bietet mir die Chance, mich mit diesem Bedürfnis zu verbinden. In jedem Moment, in dem ein Gefühl da ist, entspricht es meiner inneren Lebenswirklichkeit, da macht es keinen Unterschied, ob es von außen herein gekommen wäre, oder ob ich es selbst erschaffen habe. Und auch, wenn ich es selbst erschaffen habe (und das ist so), ist es in dem gegeben Moment da, es existiert und es hat seine Berechtigung. „Es ist, was es ist, sagt die Liebe“.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Ich leugne diese Berechtigung, weil es unangenehm ist und ich es los haben will. Das wird nicht gelingen, es wird nur um so stärker seine Berechtigung „einfordern“.
Oder ich kann akzeptieren, dass es da ist, was durchaus sinnvoller ist, denn es ist zu einem bestimmten Zeitpunkt nun mal da. Und keine Macht der Welt kann daran etwas ändern. Und es wäre verrückt, zu wollen, dass es jetzt gerade nicht da ist. Aber so verrückt sind wir oft oder gar meistens? Was nun nicht heißt, dass ich es für die kommende Zeit nicht gestalten, damit arbeiten kann, es verändern kann, z.B. durch neue Gedanken, neue Bewertungen und Interpretationen. Wenn Du mehr Anregung dazu willst, ich habe einen Artikel dazu gehrieben, wie ich das sehe: https://linke-wange.de/emotionen-verwandeln Das kann ich aber nur, wenn ich im Moment akzeptiere, dass es da ist und dass ich die Verantwortung trage, dass es da ist. Und nochmal: Selbst wenn ich dafür die Verantwortung trage (und das ist so), heißt es nicht, dass es nicht berechtigt ist.
Ist das verständlich, was ich meine, kannst Du das nachvollziehen?
Liebe Grüße, Peter