Deine Körperhaltungen beeinflussen Dein Lebensgefühl
Dein Körper ist der Spiegel Deiner Seele.
Sagt man.
Und es stimmt.
Und umgekehrt stimmt es genauso: Dein Körper, Deine Körperhaltungen wirken zurück auf Dein seelisches, gefühlsmäßiges Befinden.
Dein Befinden zeigt sich an Deiner Körperhaltung und Deine Körperhaltung beeinflusst Dein Befinden Klick um zu Tweeten
Dies kann zu einem Teufelskreis führen: Du bist schlecht drauf, entsprechend hängen Deine Schultern oder Deine Muskeln sind total verspannt, die Mundwinkel haben der Schwerkraft nichts entgegenzusetzen. Dies führt dazu, dass Du Dich noch mieser fühlst, dies wiederum führt dazu… Und so weiter und so fort.
Den Teufelskreis durchbrechen
Andererseits kannst Du diesen Teufelskreis gezielt durchbrechen. Du kannst, wenn Du mies drauf bist, durch bewusste Änderung Deiner Körperhaltung dafür sorgen, dass es Dir schlagartig besser geht und Du Dich wohler fühlst.
Denn unser Gehirn ist keine Einbahnstraße. Genauso, wie es in einem bestimmten Gemütszustand dafür sorgt, dass unser Körper dies in einer entsprechenden Haltung zum Ausdruck bringt, genauso registriert es über Rückmeldeschleifen, sog. Feedbackmechanismen, welche Haltung der Körper momentan einnimmt, und wie das entsprechende Befinden dazu aussieht.
Nach dem Motto: „Oha, das Gesicht lacht und der Oberkörper ist aufrecht? Dann muss es uns ja gut gehen!“
Vera F. Birkenbihl zeigt das in ebenso eindrucks- wie humorvoller Weise in folgendem Video:
Und auch Charlie Brown war das 1960, lange vor den Erkenntnissen der modernen Hirnforschung klar, als er zu Lucy sagt:
Wenn Du deprimiert bist, ist es ungeheuer wichtig, eine bestimmte Haltung einzunehmen. Das Verkehrteste, was Du tun kannst, ist, aufrecht mit erhobenem Kopf dazustehen, weil Du Dich dann sofort besser fühlst.
Wenn Du also etwas von Deiner Niedergeschlagenheit haben willst, dann musst Du so dastehen: mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern
In Ihrem Büchlein „Kopf hoch – Das kleine Überlebensbuch“ hat die Neurologin Claudia Croos-Müller 12 Übungen für bestimmte Körperhaltungen zusammengestellt, mit deren Hilfe es bei bewusster Ausübung gelingt, Stress- und andere unangenehme Situationen zu verwandeln und ein Gefühl des Wohlbefindens und positiver Stimmung hervorzurufen.
Mit der freundlichen Genehmigung der Autorin möchte ich Dir hier 10 davon und ihre Wirkung beschreiben.
Übung #1: Kopf hoch
Ganz einfach: Kinn anheben, der Halswirbelsäule erlauben, sich zu strecken. Fertig.
Bei gesenktem Kopf bist Du in Deiner sinnlichen Wahrnehmung ziemlich eingeschränkt, v.a. was das Sehen betrifft. Du bist ein Stück weit von der Umwelt, vom Leben abgeschnitten.
Außerdem melden die Nerven im Bereich der Halswirbelsäule, die auch mit den Emotionszentren des Zwischenhirns verbunden sind: „schlechte Stimmung“.
Wen Du Deinen Kopf hoch nimmst, passiert das Gegenteil: Deine Sicht wird frei, Dein Gehirn registriert und produziert „Hoch“-stimmung, Du fühlst Dich schlagartig kraftvoll und stark.
Nebeneffekte: der bei gesenktem Kopf entstehende Knick im Rachen am Eingang zum Kehlkopf, der den Atemstrom behindert, wird aufgehoben und Dein Atem wird frei und fließend.
Außerdem wirkst Du in der „Kopf-hoch-Haltung“ auch auf Deine Mitmenschen stark und selbstbewusst. Beides wirkt sich natürlich auch positiv auf Dein Wohlbefinden aus.
Übung #2: Brust raus
Genauso einfach wie #1: die Brust herausstrecken, die Schultern etwas nach hinten nehmen und auseinanderziehen, die Brustwirbelsäule aufrichten.
Auch hier werden die Signale an das Gehirn rückgemeldet: enge Brust = Beklemmung, weite Brust = Freiheit, Wohlgefühl.
Nebeneffekte: Ähnlich wie bei #1 wird ein freieres Atmen, sogar noch eindrucksvoller als in der Kopf-hoch-Position, ermöglicht, mit positiver Auswirkung auf Sauerstoffaufnahme, Denken und Stimmung.
Du wirst breiter und ca. 5 cm größer und stärkst schon allein dadurch Dein Selbstwertgefühl.
Die beiden Übungen #1 und #2 lassen sich hervorragend kombinieren, und allein schon diese Haltungsänderung wird Wunder bewirken.
Übung #3: Arme schwingen
Beim Gehen die Arme mitschwingen lassen. Geht auch sonst bei vielen Gelegenheiten, sogar im Sitzen. Einfach die Arme vor- und zurückschwingen.
Die Schultern sind Kugelgelenke und damit von Natur aus dafür vorgesehen, die Arme in alle Richtungen zu bewegen.
Wenn sie dagegen wie lahme Flügel rechts und links herunterhängen, oder vom schweren Lasten Tragen ganz erstarrt sind, dann melden die Nervenbahnen ans Gehirn: Die Arme sind schwer.
Und was assoziiert das Gehirn damit? Genau: „Das Leben ist schwer“.
Dir fehlt der Schwung, körperlich, mental, emotional.
Die Arme schwingen lassen gibt Dir ein Gefühl von Beschwingtheit, Leichtigkeit, Freude und Spiel.
Und erneut weitet sich der Brustkorb, das Atmen wird ebenfalls leichter, mit den gleichen Auswirkungen wie oben.
Übung #4: Strecken und Dehnen
Alle Glieder Deines Körpers, alle Gelenke, incl. Wirbelsäule strecken und groß machen, richtig dehnen.
Das entspannt und gibt Dir neue Kraft, Du kannst frei durchatmen, es verleiht Dir Dynamik.
Das Gegenteil davon, zusammengesunken und verkrampft dasitzen, -stehen oder -liegen, vermittelt eine Wirkung von klein Sein, ängstlich, verzagt oder verklemmt. Auch die Atmung ist nicht frei. Das Lebensgefühl dieser Haltung ist entsprechend, eben kümmerlich.
Lustvolles Dehnen schenkt Dir Entspannung und Gelassenheit. Probier´s aus, mehrfach am Tag, morgens, mittags, abends. Du wirst sehen, es befreit.
Übung #5: Breitbeinig stehen
Stehe so, dass zwischen Deinen Beinen etwas Platz bleibt, also dass Deine Füße und die Schultern eine Linie bilden. Stehe so breitbeinig, wie Deine Schultern breit sind.
Gelegenheiten dazu gibt es viele: beim Warten an der Kasse oder der Ampel, im Aufzug, oder wenn Du eine Rede hältst. Besonders stabil stehst Du, wenn Du Dir dabei vorstellst, dass Du Dich wie ein Baum in der Erde verwurzelst.
Warum diese Übung so gut wirkt?
Das kannst Du am leichtesten nachvollziehen, wenn Du einmal das Gegenteil ausprobierst: Stelle Dich mit den Beinen ganz eng nebeneinander und Du wirst merken, wie instabil Du bist. Und genau das wird dem Gehirn über die Nervenendigungen der Fußsohle gemeldet: „Ich werde leicht aus der Bahn geworfen“.
Stehst Du fest verwurzelt, dann kommt diese positive Botschaft in Deinem Gehirn an. Dich wirft nichts so schnell aus der Bahn, Du wirkst nicht nur cool und selbstbewusst, Du bist es auch.
Übung #6: Mit den Füßen stampfen
Und wenn Du dann schon mal so schön breitbeinig da stehst, dann stampf doch einfach noch mit den Beinen. Am besten und schönsten barfuß auf feuchtem Gras oder warmem Sand, links-rechts-links-rechts…
Die Stimulation der Nervenendigungen in der Fußsohle wird dadurch noch einmal verstärkt und aktiviert im Gehirn die Areale, die für Aufmerksamkeit, Wachheit und Kraft zuständig sind.
Also, wenn Du zu einer Besprechung gehst und Du fühlst Dich müde: geh stampfend hin und Du wirst energiegeladen und gut gelaunt dort ankommen.
Und wenn das Besprechungszimmer im 3. Stock liegt, um so besser: stampf die Treppe hinauf.
Und dass das wirkt kannst Du Dir auch wieder leicht vorstellen, wenn Du mal das Gegenteil ausprobierst. Schlurfe mit den Füßen dicht beieinander den Boden entlang und Du wirst Dich gleich schlapp und antriebslos fühlen.
Übung #7: Summen
Ja tatsächlich, Du hast richtig gelesen. Einfach nur Summen (nicht singen, sondern summen. Also: Die Ausrede oder der Glaubenssatz: „Ich kann nicht singen“ gilt nicht; summen kann jeder).
Summe irgendein Lied, vielleicht den aktuellen Ohrwurm, oder irgendeine Melodie. Das kannst Du zu (fast) jeder Gelegenheit. Summe so, dass sich der Ton in Deinem ganzen Körper ausbreitet und Du die Vibration spürst.
Dadurch gerät Dein ganzer Körper in Entspannung und Erholung, die feinen Vibrationen werden von den Nerven ans Gehirn weitergeleitet und sorgen dort, sogar im EEG nachweisbar, zu ruhigeren Gehirnströmen. Wie bei einer Meditation.
Übung #8: Lächeln
Wie das funktioniert bedarf hoffentlich keiner Erklärung. Also lass öfter mal Deine Lippen locker, verbreitere Deinen Mund und zieh seine Winkel nach oben.
Probier´s mal vor dem Spiegel aus. Du wirst sehen, es ist kaum möglich, Dich gleichzeitig niedergeschlagen zu fühlen. Im Gegenteil, es durchläuft Dich eine Welle von Wärme, Freude und Glück. Das Gesicht ist übersät mit sensiblen Nerven und diese leiten Dein Lächeln weiter zum Gehirn, direkt in die Emotionszentren. Diese sorgen für die Ausschüttung einer Flut von Glückshormonen (s.a. das obige Video von Vera F. Birkenbihl).
Nebeneffekt: Wenn Du jemanden anlächelst, sorgen dessen Spiegelneuronen dafür, dass er zurücklächelt. Und nicht nur sein, sondern erneut Dein Wohlgefühl werden dadurch noch mehr erhöht.
Übung #9 Lachen
Zugegeben, nicht immer leicht, besonders dann, wenn uns das Lachen grad vergangen ist. Doch gerade dann um so effektiver.
Nicht umsonst sagt der Volksmund, und längst auch die medizinische und psychologische Forschung: „Lachen ist gesund“.
Wenn Du lachst, hüpft Dein Zwerchfell und mit ihm alle Organe darunter und darüber. Verspannungen werden gelöst, der Atem geht danach freier, die Verdauung wird angeregt und das Herz gekräftigt.
Vor allem aber wird dieses Hüpfen und die Lockerung von den Nerven weitergeleitet ans Gehirn und dort als Gefühl von Leichtigkeit und Heiterkeit verarbeitet. Es werden Glückshormone produziert und es stellt sich ein anhaltendes Wohlgefühl ein.
Also, auch wenn es Dir peinlich oder unpassend vorkommt, es lohnt sich.
Übung #10: Breitbeinig sitzen
Spreize im Sitzen Deine Oberschenkel leicht, d.h. lass sie einfach ganz entspannt aus dem Becken „herauswachsen“, ohne dass Du sie mit Anspannung zusammendrücken musst. Das entspannt und mach gleichzeitig kraftvoll.
Das merkst Du auch hier wieder spätestens dann, wenn Du das Gegenteil ausprobierst: Setz Dich einfach mal hin und press die Oberschenkel zusammen und Du wirst merken, wie anstrengend das ist, und wie viel Energie Du dafür brauchst. Und diese Spannung breitet sich im ganzen Körper aus.
Genauso erfasst die Entspannung beim Breitbeinig-Sitzen Deinen ganzen Körper: die Muskulatur Deiner Beine, Bauch und Rücken, erneut bis zum Gehirn.
Du siehst, mit sehr einfachen Mitteln ist es möglich, Dich von einem Zustand der Verzagtheit und Kraftlosigkeit, der Niedergeschlagenheit und Lustlosigkeit in einen kraftvollen, dynamischen, freudigen, wohltuenden Zustand zu bringen.
Du kannst verschiedene Übungen miteinander kombinieren, oder Dir Tag für Tag oder Woche für Woche, eine andere vornehmen. Es gibt natürlich auch Lieblingsübungen.
Ich selbst summe oft vor mich hin, manchmal sogar Melodien, die ich selbst erfinde, und ich liebe es, zu lächeln. Am besten vor einem Spiegel oder im Anblick eines Menschen.
Welches ist Dein Favorit? Hast Du vielleicht schon Erfahrung damit?
Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg und ein neues, kraft- und freudvolles Lebensgefühl mit den Übungen und kraftvollen Körperhaltungen,
Dein Peter