Himmelkreuzdonnerwetternochmal!!!
Kannst Du nicht aufpassen?
Hast Du denn keine Augen im Kopf? Du bringst mich immer wieder auf 180.
Ich koche innerlich, ich merke, wie sich meine Hand zur Faust verkrampfen will, meinen Herzschlag kann ich nicht nur fühlen wie ein Hammerschlag an die Brust, fast höre ich ihn, der Ausdruck „dicker Hals“ nimmt plastische Gestalt an…
Kennst Du das? Dieses Gefühl des Ärgers, der Wut, des Zorns…
Du ärgerst Dich, weil der da…
Emotionen, Gefühle. Wo kommen die her? Kann man die beeinflussen? Kann man Emotionen verwandeln?*
Ja, man kann.
Du kannst.
Ich werde Dir einen Satz verraten, mit dem das ganz einfach möglich ist.
Doch zuvor lass uns darauf schauen woher diese Emotionen überhaupt kommen:
Wer verursacht Deine Gefühle?
Unsere Gesellschaft und Kultur kennt darauf eine eindeutige Antwort: Der Andere ist schuld, dass es mir dreckig geht. Die hat mich kritisiert, der hat mich beleidigt, darum bin ich sauer. Meine Freundin bringt mich auf die Palme, weil sie immer zu spät kommt und, und, und
Immer ist es der Andere, der schuld ist an meinem Gefühl.
Schon früh als Kinder lernten wir das, als wir immer wieder hören mussten: „Da ist Mama aber traurig, wenn Du solche Sachen sagst…“ „Sei ein liebes Kind und räum Dein Zimmer auf, damit Mama sich freut“
Halten wir also fest, was wir von klein auf gelernt haben: Ich verursache die Gefühle anderer Menschen!
Ich verursache die Gefühle anderer Menschen??? Moment, da kann was nicht stimmen.
Da stimmt doch was nicht
Wie kann es z. B. sein, dass jemand wie ein Wahnsinniger auf die Hupe drückt und schimpft, wenn Du ihm auf der Straße die Vorfahrt nimmst, und ein anderer sieht völlig cool und gelassen darüber hinweg? Du tust beides Mal exakt Dasselbe.
Wie kommt es, dass Dein Kollege sich am Montag tierisch darüber aufregt, dass Du ständig eine Zigarettenpause machst, und am Freitag lächelnd über die gleiche Tatsache hinweg sieht?
Jedesmal tust Du das Gleiche und die Reaktionen sind völlig unterschiedlich. Seltsam.
Die Lösung: Nach dem Ursache-Wirkungs-Gesetz der Physik kannst Du gar nicht die Ursache sein, sonst wär die Wirkung die Gleiche. Logisch, stimmt´s?
Woher kommen nun also die Gefühle, Emotionen, wo entstehen sie, wer und was beeinflusst sie?
Von der Wandlung der Emotionen
Eine kleine Geschichte soll diese Frage beleuchten. Es ist ein Erlebnis, das der Autor Steven Covey in seinem Buch „die 7 Wege zur Effektivität“ schildert
Der Mann setzte sich neben mich und machte die Augen zu.
An der Mimik der anderen Fahrgäste las ich ab, dass diese sich vermutlich genauso ärgerten. Und so sprach ich den Mann schliesslich an und sagte:
Wissen Sie, wir kommen gerade aus dem Krankenhaus, in dem ihre Mutter vor einer Stunde gestorben ist. Ich weiss noch überhaupt nicht, was ich denken soll, und vermutlich haben die Kinder auch keine Ahnung, wie sie damit umgehen können.“
Was denkst Du, wie hat sich der Autor gefühlt, nachdem der Mann ihm mitgeteilt hatte, was passiert war?
Machst Du während des Lesens der Geschichte den gleichen Gefühlsprozess durch wie ich und wahrscheinlich der Mann auch?
Zunächst die wohltuende, friedlich-entspannende Atmosphäre, dann der Ärger über die ungezogenen Kinder und den verantwortungslosen Vater und plötzlich: plopp, der Ärger ist weg, in Luft aufgelöst.
Er weicht einem warmen Gefühl der Verbindung mit dem Vater und den Kindern.
Emotionen verwandeln sich. Wodurch?
Hier wird es ziemlich deutlich: das Verhalten der Kinder kann nicht die Ursache dieser emotionalen Reaktionen sein. Denn diese ändern sich, obwohl sich am Verhalten der Kinder nicht das Geringste ändert.
Aber, was hat sich geändert? Die Gefühle? Ja. Und warum?
Durch die Information des Vaters hat sich für den Schreiber die Bewertung der Situation verändert. Die neue, andere Bewertung führt zu einer Änderung der Gefühle.
Die Gefühle werden also nicht durch das Verhalten anderer verursacht, sondern durch unsere Bewertung und Interpretation einer Situation. Und durch den Wert, den wir ihr zuschreiben.
Der o.a. Autofahrer ärgert sich deswegen über die genommene Vorfahrt, weil er z.B. denkt: „Der Idiot, der glaubt wohl er hat eine eingebaute Vorfahrt, nur weil er so ein Protzauto fährt“, während der Andere nachsichtig interpretiert: „Der hat mich wahrscheinlich nicht gesehen“.
Dein Arbeitskollege sieht am Montag die ganze stressige Woche vor sich, da sorgen Deine Zigarettenpausen für ihn nur noch zu einer unerträglichen Vergrößerung des Berges. Am Freitag hat es für ihn fast keine Bedeutung, denn das Wochende lauert schon um die Ecke.
Pferd essen, Bravo! – Pferd essen Pfui!
Vor kurzem las ich einen Bericht über die Reiterin Helena Stahl, die ihr unheilbar erkranktes Pferd schlachten ließ und selbst gegessen hat.
Bemerkenswert fand ich nicht (nur) diese Tatsache, sondern die Bandbreite der emotionalen Reaktionen darauf.
Von großer Zustimmung und „gut so“-Urteilen Vieler bis hin zu totaler Ablehnung und angeekeltem Verurteilen mindestens genauso Vieler. Offensichtlich je nach eigenen Werten und Bewerten der Situation.
„Tierlieb oder herzlos?“ sind weitere Berichte darüber überschrieben, die es wohl als wichtig erachten, diese Frage zu stellen und beantwortet zu bekommen. Die Reaktionen zeigen, Frau Stahl muss wohl beides gleichzeitig sein. Oder?
Was war passiert? Helena Stahl hat ihr Pferd gegessen. Punkt.
Von Auslösern und Ursachen
Die Situation, das was ein anderer tut, ist also nicht die Ursache unserer Emotionen, sondern der Auslöser. Die Ursache der Gefühle liegt immer in uns selbst. Somit liegt auch die Verantwortung für unsere Gefühle bei uns. Und die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf diese Gefühle. Ist das nicht super?
Wer mich beleidigt, entscheide ich Klick um zu Tweeten
sagt Klaus Kinski so wunderbar. Und er hat Recht.
Niemand kann Dich ärgern - außer Du selbst Klick um zu Tweeten
Stell Dir das mal vor (vielleicht heißt es ja auch deswegen: ich ärgere mich).
Beobachtung und Bewertung – don´t mix
Notwendiger Teil der Möglichkeit, die Gefühle zu beeinflussen ist es, zu trennen zwischen Beobachtung und Bewertung. Denn nur dann bekommst Du ein Bewusstsein für diese Möglichkeit.
Dabei ist Beobachtung das, was beobachtbar d.h. mit den Sinnen zu erfassen, passiert, frei von Interpretation und Bewertung.
Das, was eine Filmkamera festhalten würde: Die Kinder (in unserer Geschichte) rennen in der U-Bahn rum, sie erhöhen die Lautstärke im Abteil und sie greifen an die Zeitungen der Fahrgäste.
Der Vater sitzt da und hat die Augen geschlossen.
Die Bewertung passiert im Kopf des Autors: die Kinder sind laut, sie stören die vorher friedliche Atmosphäre, der Vater ist teilnahmslos, er hat die Kinder nicht unter Kontrolle.
Die Folge davon ist Frustration und Ärger, die der Fahrgast spürt, für die er aber dem Vater bzw. den Kindern die Verantwortung gibt.
Würde er trennen zwischen dem, was tatsächlich passiert, und seiner Interpretation, könnte er sehen, dass die Ursache für die Emotionen seine Gedanken sind. Dies würde ihm neue Freiräume erschaffen, d.h. er selbst könnte Einfluss nehmen auf seine Gefühle und seine unangenehmen Emotionen verwandeln.
Die Frage zum Erfolg
Willst Du das auch?
Ja klar, höre ich Dich sagen, ABER das ist gar nicht so leicht. Stimmt! (und stimmt nicht; wie man´s nimmt).
Es gibt einen Satz, der es leicht machen kann. Ein Satz aus The Work von Byron Katie, der diese Macht hat, die Bewertung einer Sítuation zu ändern. Ein Satz, mit dem Du Deine schmerzhaften oder unangenehmen Emotionen verwandeln kannst.
Der Satz lautet: Ist das wirklich wahr?
- Ist es wirklich wahr, was Du über eine Situation denkst?
- Ist es wahr, dass die Kinder in der U-Bahn ungezogen sind, dass sie sich benehmen sollten, dass der Vater zu bequem ist, seine Kinder zur Ruhe zu bringen?
- Ist es wahr, dass Deine Partnerin SMS mit einem Liebhaber austauscht (es könnte ihr Bruder sein)?
- Ist es wahr, dass Dein Sohn Dich anlügt, weil er keinen Respekt hat (er könnte auch einfach nur Angst haben; hat er überhaupt gelogen?)?
Ist es wirklich wahr? Und kannst Du sicher sein, dass es wahr ist?
Probier´s aus. Sag Dir diesen Satz, wenn Du Dich unwohl fühlst, hinterfrage, ob es wahr ist, was Du über eine Situation denkst, oder ob es auch (ganz) anders sein könnte. Und Du wirst die Erfahrung machen: dieser Satz kann die Emotionen verwandeln.
Fazit
- In unserer Gesellschaft wird die Verantwortung für unsere Emotionen und Gefühle meist im Anderen gesucht
- Der Andere oder eine Situation ist nicht die Ursache, allenfalls der Auslöser userer Gefühle
- Das, was wir fühlen, wird beeinflusst, verursacht durch unsere Bewertung einer Situation
- Die Verantwortung für unsere Gefühle liegt bei uns
- Wir haben somit auch die Möglichkeit unsere Gefühle zu verwandeln
- Hinterfragen unserer Bewertungen und Gedanken und Verwandlung der Gefühle wird erleichtert mit der Frage: Ist es wirklich wahr?
In diesem Sinne, Frieden ist möglich,
Peter
*sowohl in der wissenshaftlichen als auch der populärwissenschaftlichen Literatur findet oft keine klare Trennung statt zwischen den Begriffen Gefühl und Emotion. Oft werden sie synonym verwendet, sind austauschbar. Da es mir hier nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung geht, habe ich auf eine klare Trennung verzichtet. Von der Tendenz her verwende ich Emotion eher für Gefühlsregungen als Reaktion auf ein äußeres Ereignis, die nach außen Ausdruck suchen (lat. e-movere=heraustreten), Gefühle mehr für den innerlichen Vorgang. Aber wie gesagt ohne eindeutig abgrenzende Definition.
Als Bonmot noch ein wunderschönes Video zum Thema.
Einen sehr schönen, ergänzenden Artikel von Silvia Chytel zum Thema findest Du hier: Befreie dich von Stress und Frust
Und was Dich auch inetressieren könnte:
13 ultimative Tipps für ein Leben in Frust
15 Einsichlten, die Dein Leben verändern werden
Lieber Peter, das Thema passt zu meinen Beobachtungen am Wochenende. Wir feierten den 60. Geburtstag meines Mannes: Familie und Freunde verbrachten in einer Gaststätte einige Stunden miteinander. Der eine empörte sich über das Verhalten eines anderen. Jemand fühlte sich nach einem Gespräch schlecht und als Versager. Einige fühlten sich von jemanden beleidigt. Bei näherem Hinhören der Darstellungen von betroffenen Personen hatte ich folgende Erkenntnis: Jemand stellt einem anderen eine Frage und stochert in den Wunden des Zuhörers herum (Beispiel: „Was, du studierst immer noch und bist abhängig von deinen Eltern?“ Der Fragende bekommt aber genau von diesen Eltern seit Jahren eine monatliche Unterstützung.) Oder es wird eine Geschichte erzählt, die bei dem Zuhörer auf Resonanz stößt und diesem schlechte Gefühle bereitet. Aber eigentlich ist es die Geschichte des Erzählenden, der selber schlechte Gefühle hat. So frage ich mich: Was steckt dahinter? Was wälzen wir gerne auf andere ab, um selbst gut da zu stehen? Wir brauchen den anderen als Spiegel. Wenn wir ihn genau ansehen, können wir uns selbst in ihm entdecken. Vielleicht können wir dann den Balken im eigenen Auge wahrnehmen statt den Splitter im Auge des Gegenübers.
Das ist eine sehr interessante Beobachtung Angelika. Das was uns an jemand Anders ärgert, ist das, was wir an oder in uns nicht sehen (wollen). Auch da hat die Frage, „ist das wahr, was ich bei dem anderen interpretiere?“ eine große Hilfe Denn sie kann mich dazu führen: Und was hat das mit mir zu tun?
Danke, für´s mitteilen.
Lieber Peter,
ich habe Deinen Beitrag in einem Blog-Beitrag von mir integriert. Ich hoffe, es ist in Deinem Sinne?!
http://www.konfliktgewinn.de/2016/06/24/be-und-ver-urteilen-macht-das-leben-schwer-lass-es-und-es-wird-leichter/
Viele Grüße
Claudia
Liebe Claudia, durchaus in meinem Sinne ;-), vielen Dank. Übrigens eine schöne Ergänzung, Dein Bericht, sehr lesenswert.
Gruß zurück, Peter